Die Idee

Die Idee – Elternzeit gleich Segelzeit?

Die Idee war schon lange da. Es war eigentlich seine Idee, sein Lebenstraum. Ich habe ihn mir nur angehört und überlegt wie ich ihn finde. Aber mir war von Anfang an klar, dass es sich um einen ernsthaften Traum handelte, nicht nur um eine Schwärmerei oder eine theoretische Aussage. Kein Traum, wie ich davon träumte einmal Sängerin zu werden. Ein greifbarer Traum! Einer, der auf jeden Fall Realität werden würde. Das war mir klar. Trotzdem nahm ich diesen Traum erstmal nicht besonders ernst, er war weit weg. Wenn er 50 Jahre alt war, so Fietes Plan, wollte er in Rente gehen und mit mir zusammen den Traum seiner Weltumsegelung wahr machen. Bis dahin waren es noch 29 Jahre. Also erstmal alles easy…

Das Leben verändert sich

Dann gibt es Momente im Leben, die die Sicht auf die Dinge und das Leben grundlegend verändern. Oftmals ist es einem in diesen Momenten nicht bewusst, aber rückblickend weiß man, dass die Begegnung oder vielmehr die Summe der Begegnungen dich und dein Leben verändert haben. Am deutlichsten wird einem das meistens leider erst dann, wenn diese Momente vergangen sind und liebe Menschen von uns gehen.

Brief an Tine

Liebe Tine,

ich kann gar nicht sagen, dass ich dich so gut gekannt habe. Ich bin mir nicht mal sicher wann und wo ich dich das erste Mal getroffen habe, aber das ist auch nicht mehr wichtig. Mit Sicherheit weiß ich, dass ich dich vom ersten Moment an mochte und ich bin mir ziemlich sicher dass es kaum jemanden gab, dem es nicht so ging. Deine offene und herzliche Art war geradezu ansteckend. Bzw. ich erinnere mich, dass ich mich oft fast schuldig gefühlt habe in deiner Gegenwart, weil ich nicht so herzlich und offen bin. Und weil ich nicht jeden mag und auch nicht immer freundlich bin. Du hast mich immer daran erinnert, dass das Leben verdammt schön ist und das ich viel glücklicher darüber sein sollte. Das ich riesen Glück habe in meinem Leben und alles habe, was man sich wünschen kann. Gleichzeitig hast du mich daran erinnert, dass das Leben ungerecht und unberechenbar ist. Oder um es in den Worten von Sophie Hunger zu sagen: „Du bist ungerecht und deshalb voller Hoffnung.“ Das jemand wie du, ein so guter, herzlicher Mensch mit so viel Liebe und Lebensfreude gehen musste ist wirklich ungerecht. In meinem Abschiedsbrief an dich schreibe ich „das Leben ist ein Arschloch! Als krasses Paradox dazu, hast du mir wiederrum klar gemacht wie schön und wertvoll dieses Leben ist.“ Und genau darum geht’s. Du hast es geschafft das ich mir immer wieder diese Frage stelle: Wenn ich morgen nicht mehr hier wäre, was würde ich am meisten bereuen?

Was würdest du am meisten bereuen?

Diese Frage lässt sich einfach beantworten: Ich würde bereuen, dass ich meine Träume nicht in die Tat umgesetzt habe! Ich würde bereuen mehr geträumt, als getan zu haben! Und deshalb fange ich jetzt damit an! Bevor alles vorbei ist!

Egal wie viel Angst ich davor habe –  sei es weil eine gewisse Gefahr miteinspielt oder weil ich Angst habe zu scheitern – ich muss anfangen meine Ängste zu überwinden. Jeder Mensch hat Angst vor irgendwas, aber man darf sich davon nicht blockieren lassen. Ich muss das tun. Für mich, für meinen Mann, für meine Kinder und für Tine! Und deshalb planen wir jetzt unsere (West-)Europaumsegelung. Das ist natürlich noch keine Weltumsegelung, aber da wir mit 2 Kindern reisen, ist das ein guter Anfang. Im Sinne von #dontbuyacouch starten wir mit dieser Reise einen ersten Schritt zu einem neuen Lebensmodell.

Von der Idee zur Umsetzung

2017 gingen wir also unser Segelboot gekauft. Eine Carter 33, Baujahr 1972. Die Segelyacht hatte den Namen „Dicke“ und war uns sehr sympathisch. Es hatte Charme und Charakter.

Beim Kauf wurde uns noch einmal mehr deutlich, wie richtig unser Vorhaben ist. Der Vorbesitzer der „Dicke“(n) hatte jahrelange geplant eine Weltumsegelung zu machen. Nach der Rente sollte es losgehen. Daher hatte er im Laufe der Jahre viel investiert, um das Schiff langfahrttauglich zu bekommen. Kurz vor der Rente hatte er allerdings einen Unfall auf seinem Moped. Dabei wurde er so stark an Hüfte verletzt, dass er nur noch unter Schmerzen und mit Stock laufen konnte. Aus der Traum. Seine Geschichte festigte unseren Entschluss – Träume müssen jetzt gelebt werden –  und die „Dicke“ ging in unseren Besitz über.

Der richtige Zeitpunkt…

2018 wurde ich zum zweitem Mal schwanger, der richtige Zeitpunkt war gefunden: wir nutzen die Elternzeit für unsere Reise! Im Frühjahr 2019, wenn die Kleine einige Monate alt war, sollte es losgehen.

Die „Dicke“ haben wir in „Tine“ umgetauft. Mit Tine wollen wir zu viert (Die Segelcrew) die Welt entdecken…

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