Die Tour

29. Segeln in Süditalien – Im Farbenrausch Apuliens

Wir waren Mitte Oktober in Apulien angekommen, nachdem wir von Sizilien aus 2 Tage und Nächte gesegelt waren. Wir hatten die Straße von Messina passiert und waren somit durch eine weitere berüchtigte Seestraße gesegelt. Mit Apulien hatten wir das Ziel unserer Reise erreicht. Unsere Endstation würde Bari sein, wo ein großer Teil meiner italienischen Familie lebt. Wir freuten uns sehr dieses „Ziel“ erreicht zu haben. Gleichzeitig waren wir traurig, dass sich diese fantastische Reise dem Ende näherte. Noch hatten wir aber fast einen Monat Zeit, dass Segelrevier Apulien zu erkunden. Es war spannend diese Möglichkeit zu haben. Ich kannte Apulien bereits recht gut vom Festland aus. Diese Region nun vom Wasser aus zu erkunden, schaffte natürlich einen ganz anderen Blick auf die Heimat meines Vaters.

Blick auf einen apulischen Hafen

Otranto

Nachdem wir uns von der langen Überfahrt von Sizilien bis nach Apulien erholt hatten, entschieden wir weiter zu segeln. Meine Schwester sollte mit ihrem Freund am 18.10.2019 in Bari landen. Es war klar, dass wir es bis dorthin nicht in zwei Tagen schaffen würden, aber wir versuchten so weit in die Richtung zu kommen, wie Wind und Wetter es uns erlaubten.

Wind und Wetter standen gut und wir kamen gut voran. Wir genossen unseren Segeltrip. Nach etwas mehr als 20 Seemeilen, steuerten wir das wunderschöne Städtchen Otranto an. Das Wasser war klar und sauber und wir konnten in Stadtnähe problemlos ankern.

„Tine“ vor Anker in Otranto

Wir starteten unseren ersten Abend mit einer kleinen Erkundungstour durch die Stadt auf der Suche nach einem Restaurant. Mit dem Dinghy konnte man gut am freien Strand anlegen, an den eine kleine Steinmauer angrenzte. Die Altstadt Otrantos ist wunderschön und in Strandnähe gibt es einen großen Spielplatz in den „Gardini pubblici „La Villa“, der es den Kindern ermöglichte sich richtig auszutoben. Sie hätten vermutlich noch den ganzen Abend dort verbringen können, aber der Hunger trieb uns weiter. Wir suchten nicht lange, sondern begaben uns in die nächste nett aussehende Pizzeria „La Bella Idrusa“. Es war Mitte Oktober, demnach war nicht mehr viel los in der süditalienischen Kleinstadt. Ohne Probleme bekamen wir einen Tisch und eine ziemlich gute Pizza dazu. Wir genossen unseren neuen Aufenthaltsort sehr.

Die Stadtmauer von Otranto

Nach dem Essen ging es zurück an Board. Ich fand es die ganze Reise lang beeindruckend nach einem Restaurantbesuch, nicht wie die anderen Touristen, in ein Taxi zu steigen und zurück in den weniger schön gelegenen Ort einer Stadt zu fahren, sondern an den Strand zu gehen, dort in ein Schlauchboot zu steigen und übers dunkle Wasser unser Boot, unser Zuhause, zu erreichen. An diesem Abend hatte das eine besondere Atmosphäre, da wir vom Boot aus eine herausragende Sicht auf die schöne Stadtmauer hatten. Außerdem waren wir einfach sehr nah an unserem Ziel und es fühlte sich richtig an dort zu sein!

Ob Spanien oder Italien – Hauptsache meine Schwester

Am nächsten Tag war es dann auch schon so weit, meine Schwester und ihr Freund waren tags zuvor in Bari gelandet, hatten ihre erste Nacht dort verbracht und wollten mit dem Mietwagen nach Otranto kommen. Das letzte Mal hatten wir uns im Juli in Málaga gesehen Wir freuten uns auf ein Wiedersehen. Sie kamen gegen Mittag am Strand von Otranto an. Die Freude war groß! Besonders unsere Große freute sich immer wahnsinnig, wenn wir Besuch bekamen. Wir nutzen den Stadtstrand, um uns in der Mittagssonne zu erfrischen.

Das malerische Meer Apuliens

Im Anschluss wollten wir Mittagessen gehen. Wir suchten nach etwas besonderem, um diesen schönen Anlass zu feiern, aber viele Restaurants waren außerhalb der Saison geschlossen. Irgendwann fanden wir ein kleines Restaurant, mitten in der Altstadt, das mit einer Terrasse mit Meerblick warb. Begeistert und erwartungsvoll folgten wir dem Kellner durch die engen Gänge des Restaurants.

Erfindergeist und gutes Essen sind charakteristisch für Apulien

…um dann auf der großen Promenade herauszukommen, auf der ein Zelt mit einigen Tischen platziert war. An diesem Restaurantteil waren wir bereits mehrfach vorbei gelaufen. Zugegebener Maßen hatte diese große Promenade einen Meeresblick, aber es war nicht die schnuckelige Gemütlichkeit, die wir uns erhofft hatten.

Lungomare Otranto

Aber wir hatten Hunger und keine Lust weiter zu suchen. Letztlich war es sehr angenehm dort, dass Essen war lecker und wir waren quasi alleine. Mit den Kindern war es auf dieser großen Promenade eh angenehmer, als wenn wir uns in was „schnuckeliges“ hätten quetschen müssen.

Altstadt Otrantos mit Blick in Richtung Cattedrale di Santa Annunziata

Den Rest des Tages verbrachten wir mit ausgiebigem Schlender in der schönen Altstadt sowie auf und im Wasser. Otranto berühmteste Sehenswürdigkeit ist die Cattedrale di Santa Annunziata, welche fast vollständig mit einem beeindruckendem Bodenmosaik aus dem 12. Jahrhundert geschmückt ist.

Nach der Stadttour, war uns ziemlich warm in der Nachmittagssonne und wir fuhren gemeinsam auf unser Boot und genossen das schöne, türkise Meer um uns herum. Wir badeten und aßen so ziemlich den ganzen Tag.

Das Farbenspiel Apuliens

Zur „Golden hour“ fuhren wir mit dem Mietwagen noch zur Baia die Turchi, einer Bucht wenige Kilometer von Otranto entfernt. Die Baia die Turchi gehört mit zum Naturreservat, der Alimini-Seen, welches von Pinienwäldern und einer für Apulien typischen Fauna gesäumt wird. Die Bucht ist bekannt für ihr glasklares Wasser, weiße Strände und die, die Bucht umrahmenden Kiefernwälder. Wir kamen kurz nach Sonnenuntergang an, im Oktober wird es früh dunkel in Süditalien. Es war noch hell genug, um die Schönheit des Ortes – getränkt in einem rosa wattigen Licht – zu sehen. Das Meer bot ein besonderes Farbspektakel, die Aussicht war ganz fantastisch.

Aussicht bei der Baia dei Turchi

Apulien nur für uns

Es ist in der Tat sehr empfehlenswert Mitte/ Ende Oktober nach Süditalien zu reisen, da die meisten Touristen weg sind und man die Schönheit der Orte fast allein genießen kann. Meine Schwester und ihr Freund hatten z.B. ein Zimmer in einem Castello, in der Nähe, in welchem Sie quasi alleine wohnten.

Blick in den Hof des Castellos in der Nähe von Otranto

Das Castello hatte einen beeindruckenden Garten und war per se schon eine Sehenswürdigkeit. Da es außerhalb der Saison war, konnten sie dort günstig wohnen und die Schönheit des Ortes für sich alleine nutzen. Sie waren so nett, den Ort mit uns zu teilen, so dass wir einen schönen Nachmittag im Garten des Castellos unter Kakibäumen am Pool und auf der Terrasse verbringen konnten.

Garten des Castellos

Das Farbenspiel geht weiter

Das Wochenende mit den beiden verging schnell, war aber gefüllt von schönen Erinnerungen. Durch den Entdeckerdrang meiner Schwester besichtigten wir noch die Cava di Bauxite, eine ehemalige Abbaugrube von Bauxit (Bauxit ist ein Aluminiumerz, aus dem Aluminium hergestellt wird). Das spektakuläre daran ist der rötliche Farbton, des Bauxits, der diesen Ort so besonders macht. Im Hintergrund das blaue Meer, die rötlichen Berge des Bauxits und der kleine grüne See zusammen mit der Vegetation machen auch diesen apulischen Ort zu einem malerischen Farbenspiel.

Farbenspiel in der Cava di Bauxite

Nach einem Wochenende, das einem Mary Poppins-Tanz durch ein impressionistisches Gemälde glich, verabschiedeten wir uns von unserem Besuch. Wohlwissend, dass wir uns schon bald wiedersehen würden. Allerdings nicht mehr auf dem Boot und im sonnigen Italien, sondern schon bald zurück in Berlin.

3 Kommentare

  • Eleonora Goio

    Ciao Julie, ho letto con entusiasmo questo articolo e sono molto felice di sapere che avete comprato una nuova barca. Mi piacerebbe sapere dove si trova e quali sono i vostri programmi futuri…un forte abbraccio e uno SPLENDIDO 2022

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