26. Wellenritt nach Cefalù
Wir hatten einen wundervollen Aufenthalt in Palermo verbracht und verließen die schöne Stadt nur widerwillig, um – das für seine Schönheit noch bekanntere – Cefalù anzusegeln. Der Weg dorthin war ziemlich windig und wellig, von daher war es nicht der angenehmste Segeltörn. Es glich eher einem Wellenritt, als einem entspannten Segeltag. Monika und Henning waren mit dem Auto vorgefahren und sahen uns schon von Weitem nach Cefalù angeschaukelt kommen. Der Hafen von Cefalù war uns eigentlich zu teuer dafür das es keine Sanitäranlagen oder eine Waschmaschine gab. Daher wollten wir lieber ankern. Aber der Wind sollte noch ansteigen und nachdem wir erst geankert, umgesetzt und viel hin und her überlegt hatten, legten wir dann doch an den Hafenstegen an.
Fatale Entscheidung?
Bei unseren Überlegungen ob wir ankern sollten oder nicht, hatte Fiete eigentlich gern in den nächsten Hafen segeln wollen. Aber ich fand es doof Monika und Henning dort am Steg stehen zu lassen – sie erwarteten uns dort schon – mich wieder durchschaukeln zu lassen und außerdem wollte ich jetzt auch die Schönheit Cefalùs mit eigenen Augen sehen. Also überredete ich ihn, in Cefalù zu bleiben. Fiete war nicht sehr zufrieden mit dieser Entscheidung, aber lies sich darauf ein. Gut dass ich einen lieben Mann habe der immer sagt, dass wir Entscheidungen zusammen treffen…denn diese Entscheidung stellte sich leider als absoluter Fehlgriff heraus…
Aber erstmal gingen wir an Land und freuten uns auf ein Abendessen. Das Hafenrestaurant bot zum Glück gutes Essen und eine nette Atmosphäre, daher verbachten wir nach diesem holprigen Tag einen sehr schönen ersten Abend.
Cefalù – tatsächlich so schön, wie die Gerüchteküche
Am nächsten Tag wollten wir die Stadt erkunden. Fiete musste aber noch Arbeiten am Boot erledigen und einkaufen, daher entschied er sich an Bord zu bleiben und zu tüfteln, während wir eine Stadttour machten. Cefalù ist wirklich ein sehr hübsches Städtchen, allerdings nicht so leicht zu besichtigen, da man die meiste Zeit nach oben steigt. Der Hafen bot zumindest den Service an, die Anleger bis zum Stadtrand zu fahren, da sich die Altstadt auf der anderen Seite des „Bergs“ befand. Das Angebot nahmen wir gerne an.
Und wenn man dann erstmal am Stadtrand ist und die wunderbare Aussicht aufs Meer, sowie die schönen Straßen und Cafés genießen kann, dann lohnt es sich auch weiter zu gehen. Am Meer entlang gab es viele Restaurants und einige schöne alte Häuser, deren Fenster den direkten Blick zum Meer freigaben. Die naheliegenden Restaurants warben mit dem schönsten Terrassenblick von Cefalù um die Wette. Ab einem gewissen Punkt wurde aus der Restaurantstraße die „Shoppingmeile“ des Städtchens. Zwischen dem ganzen Touristenschund gab es tatsächlich die eine oder andere Boutique, die schöne individuelle Sachen verkaufte.
Nach ein bisschen Schaufenstergucken gingen wir weiter in Richtung Stadtstrand und genossen die schöne Aussicht auf das Meer. Allerdings waren die Aussichtspunkte, die erhöht und nahe am Meer gelegen waren, aufgrund der rauen See gesperrt. Die Wellen schienen größer geworden zu sein und ich war froh, dass wir bei der Welle nicht mehr auf dem Meer waren.
Wir gingen vom Meer weg, in Richtung Innenstadt. Um zum imposanten Dom zu kommen, musste man noch ein gutes Stück bergauf laufen. Monika war trotz Krücken fleißig dabei und wir erreichten bald den Imposanten Dom Santissimo Salvatore, dessen Fassade im Jahre 1240 fertiggestellt wurde. Im Inneren des Doms waren beeindruckende byzantinische Mosaike zu sehen. Vor dem Dom gab es einen wunderschönen Platz mit vielen Cafés und Restaurants. Nach einer kurzen Dombesichtigung, hielten wir in einem dieser Cafés, um uns etwas zu stärken. Es war ein munteres Treiben auf dem Platz, dass war schön anzusehen und Aurélie rannte fröhlich auf und ab.
Allerdings fing es nach einiger Zeit an zu Regnen. Für den Anfang harrten wir unter dem großen Schirm draußen vor dem Café aus. Aber als es nach einer Weile immer noch nicht so aussah als würde es ein Regenende geben und wir schon ganz klamm wurden, quetschten wir uns dann doch mit ins Café (zum Glück gabs da noch kein Corona, dass hätte gegen sämtliche Hygeneauflagen verstoßen). Italienische Cafés sind meistens nicht besonders groß, sondern eher Stehcafés mit zwei Tischen. In eben so einem Café saßen wir dann mit ungefähr 50 weiteren Personen.
Wir wurden zwar nicht nasser, aber trockener irgendwie auch nicht. Der Regen wollte auch nicht weniger werden. Wir telefonierten mit Fiete, der anbot, uns am Altstadtrand einzusammeln. Er hatte das Mietauto von seinen Eltern am Hafen. Die Innenstadt selbst war für den Verkehr gesperrt, daher konnte er nur bis zum Rand der Innenstadt fahren. Also machten wir uns im Regen auf, zu unserem Treffpunkt, der zum Glück nicht so weit entfernt war. Um einmal bis auf die Unterwäsche nass zu werden reichte es aber trotzdem… Es war wirklich ein ganz schöner Guss, der sich über Cefalù entlud.
Fiete bestand darauf, dass ich mit den Kindern im Hotel seiner Eltern eincheckte, da das schlechte Wetter anhalten sollte und der Wind noch stärker werden würde. Nach anfänglichem Zögern, stimmte ich seinem Vorschlag zu. Auf nasse Füsse hatte ich auch einfach keine Lust nach diesem Tag.
Eine folgenreiche Nacht
Ich checkte zusammen mit Fietes Eltern im Hotel in Cefalù ein. Nach anfänglichen Zweifeln, ob wir wirklich im Hotel einchecken und Fiete allein auf dem Boot lassen sollten, waren wir dann doch sehr froh über die warme Dusche im Hotelzimmer – die hätte es im Hafen nicht gegeben – und den warmen Raum, in welchem wir uns aufhalten konnten. Fiete hatte uns nur abgesetzt und war wieder zurück zu Tine gefahren, um die Seile zu checken.
Wir hatten uns zum Abendessen in der Hotelbar verabredet. Leider konnte Fiete aber nicht dazu kommen, da der Wind und die Wellen zwischenzeitlich so stark geworden waren, dass er nicht mehr gefahrlos von Bord gehen konnte. Die Stege am Hafen waren gesperrt worden und keiner kam mehr rauf oder runter. Wir machten uns natürlich Sorgen um Fiete. Zum Glück konnten wir ja telefonieren und es ging ihm gut, aber schön war es an diesem Abend bei dem starken Geschaukel der Tine sicherlich nicht.
Der Zustand hielt die ganze Nacht an und während wir in unserem Hotelzimmer im weichen Bett schlummerten, war Fiete die halbe Nacht damit beschäftigt die Seile auszutauschen. Diese wurden durch die starke Wellenbewegung hin und her gerieben und rissen nacheinander weg. Vier Seile wurden in dieser Nacht durchgescheuert, um Tine im Hafen zu halten. Leider wurden nicht nur die Seile beschädigte, sondern auch unsere Tine: der Bug war gegen den Schwimmsteg geknallt und hatte eine Delle, die Ruderfixierung war rausgerissen und ein Stück der Teakholzleiste mit samt der Seildurchführung war rausgerissen. Zudem wurde das Deck unter der die Bugklampe durch das starke hin und her Gereiße der Seile eingedrückt.
Als wir am nächsten Tag davon erfuhren waren wir erstmal erleichtert, dass Fiete nichts passiert war. Aurélie war in der Nacht krank geworden und ich freute mich über Fietes Weitsicht uns ins Hotel zu schicken. Über die Schäden am Boot freuten wir uns allerdings weniger. Mit der Feststellung der ganzen Schäden, kamen einige Fragen bei uns auf: War Tine in ihrem aktuellen Zustand noch sicher? Konnten wir überhaupt weitersegeln? Wer kam für den Schaden auf und was waren die nächsten Schritte? Konnte man mit einem eingedrücktem Deck überhaupt noch Ankern?
Wir bekamen Zweifel wie die Reise weitergehen sollte. Wir mussten uns überlegen, wie und wo wir den Schaden reparieren lassen konnten. Und sollten wir überhaupt noch weiter segeln oder sollten wir das Boot in Sizilien lassen?
In einer Sache waren wir uns sicher, nämlich dass wir auf keinen Fall in Cefalù bleiben wollten. So schön das Städtchen auch sein mag, der Hafen ist alles andere als gut geschützt und die Serviceleistungen sind mau. Nach dem wir dem Hafenmeister den Schaden gemeldet hatten, haben wir zwar eine kostenlose Nacht vor Ort bekommen, aber Hilfe war dort nicht zu erwarten. Und eigentlich wollten wir nur weg. Wir nahmen uns dennoch die Zeit, um unsere Möglichkeiten abzuwägen. Unsere Optionen waren:
- Zurück nach Palermo, um dort die Reparaturen durchführen zu lassen. Die positiven Aspekte: Gute Fluganbindung, nicht so weit weg, sehr schöne Stadt. Die negativen Aspekte: Schlecht ausgestatteter Hafen, Ende der Reise.
- Ein anderen Hafen auf Sizilien ansteuern, Tine dort reparieren lassen und zurück nach Hause. Die positiven Aspekte: Noch ein bisschen weiter auf Sizilien segeln, die Reise noch genießen, keinen Stress haben irgendwo ankommen zu müssen. Die negativen Punkte: Nicht mehr so viele Orte entdecken und damit irgendwie auch die Reise abbrechen.
- Bis Apulien weiter segeln und Tine dort in einer Werft reparieren lassen. Positiv: Weitere schöne Orte, Reise bis zum geplanten Ziel erreichen, die Familie wie geplant treffen…
Nachdem wir eine Nacht gegrübelt und die verschiedenen Optionen abgewogen haben, überrascht es wahrscheinlich nicht, dass wir uns für Option Nr. 3 entschieden. Es kam uns einfach falsch vor, unser angedachtes Ziel nicht zu erreichen. Von ein paar Schäden wollten wir uns nicht stoppen lassen. Wir waren schon so weit gekommen. Zu Beginn hatten wir ja selber nicht geglaubt, dass wir so weit kommen würden. Aber jetzt wollten wir auch sehen, dass wir es noch bis ans Ziel schafften. Wir hatten schon über 3500 Seemeilen zurückgelegt, da würden die letzten 500 Seemeilen auch noch klappen… so hofften wir zumindest.
Segeln nach Plan
Nach einigem Abwägen fingen wir also mit den Verhandlungen an: ich telefonierte mit unterschiedlichen Marinas in Apulien, um herauszufinden in welcher Marina wir die besten Bedingungen in Punkto Liegeplatz, Möglichkeit eigene Arbeiten zu erledigen und Beauftragung von Reparaturen am Boot bekommen würden. Nach viel hin und her und Preise ausloten kamen wir zu dem Schluss, dass es die besten Bedingungen tatsächlich in Bari gab. Das war wohl Schicksal. Wir mussten also quasi an unserem Plan festhalten, meine Familie treffen und weiter reisen. Zwei Wochen hatten wir noch Zeit bis Anfang November, also machten wir uns an die Törnplanung…
3 Kommentare
Eleonora Goio
Ciao Julie,
questo inverno anch’io ad Ancona ho avuto problemi con mare e vento forte che entrava nel porto. Ho dovuto rifissare tutte le bitte e sono scoppiati i parabordi. Adesso per questo inverno ho lasciato nuovamente la barca a Bari e ho saputo della vendita della vostra barca. Voi avete navigato questa estate? un abbraccio
sylvie Nautré
Quel drame ! Et tout s’est bien passé. Les photos sont magnifiques. Un rêve. Sylvie
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